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29. November 2013 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Der kälteste Winter seit 100 Jahren!?!

Wie in fast jedem Jahr werden wir Meteorologen vor Beginn des Winters (der meteorologisch übrigens am Sonntag, 1. Dezember, losgeht) gefragt, wie denn der kommende Winter wird?

Oft gibt es von den Fragestellern dann Hinweise, dass bereits von anderer Stelle verkündet wurde, dass wir den kältesten Winter seit 100 Jahren zu erwarten haben. Um es vorweg zu sagen, die eingangs gestellte Frage ist schwer zu beantworten. Natürlich könnte es einen "Horrorwinter" geben, genauso gut kann es aber auch ein deutlich zu milder Winter werden.

Von jeher hatten und haben die Menschen ein großes Interesse, das
Klima einer Jahreszeit vorhersagen zu können. Als erster Ansatz
gelten die sogenannten Bauernregeln. Dabei wurden von den Bauern über
Jahre hinweg Wettererfahrungen gesammelt, um diese dann später für
Vorhersagen nutzen zu können. Es handelt sich somit um ein einfaches
statistisches Verfahren, das natürlich seine Schranken hat,
insbesondere in Zeiten des Klimawandels. Mit Beginn des
Computerzeitalters eröffneten sich den Meteorologen neue
Möglichkeiten. So wurden Computermodelle für Langfristvorhersagen
entwickelt.

Diese Computermodelle folgen dabei anderen Ansätzen als die Modelle
für die Wettervorhersage der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So
spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine größere
Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien
kaum Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3
Monaten aber schon.

Der Deutsche Wetterdienst stellt für die an langfristigen Vorhersagen
interessierten Kunden eine auf eine solche Computerberechnung
gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Der kommende Winter soll nach diesen Berechnungen mit einer
Wahrscheinlichkeit von jeweils 38 % warm oder mild sein, was einem
kältesten Winter seit 100 Jahren deutlich entgegen spricht. Nur mit
einer Wahrscheinlichkeit von 24 % wird ein kalter Winter erwartet.
Das kommt der Gleichverteilung von jeweils 33 % ziemlich nahe, oder
anders gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht.

Bei Evaluierungen dieser Jahreszeitenvorhersagen zeigte sich dann in
der Vergangenheit auch, dass diese Methode über Europa bisher kaum
zuverlässige Ergebnisse liefert. Im tropischen Pazifik funktioniert
es dagegen besser. Ziel der Forscher ist es deshalb, die
Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages
vielleicht tatsächlich heißen könnte: "Wir erwarten mit hoher
Wahrscheinlichkeit den kältesten Winter seit 100 Jahren". Bis dahin
müssen wir uns eben noch überraschen lassen.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD