28. September 2012 | Dipl.-Met. Peter Hartmann
Europawetter
Das Wetter in Deutschland verläuft derzeit wenig spektakulär:
Jahreszeitgemäße Temperaturen, keine Trockenheit, aber auch keine
übermäßigen Regenmengen. Eine typisch mitteleuropäische Mischung
eben. Der eine oder andere wird vielleicht etwas enttäuscht sein vom
"Altweibersommer" (man erinnere sich an vergangenes Jahr...), aber
dieser muss der Statistik zu Folge ja auch mal ausfallen.
Werfen wir deshalb einen Blick über unsere Landesgrenzen hinweg auf
andere Regionen Europas.
Hoch im Norden zeigt sich das Wetter bereits frühwinterlich. In
Lappland bringt ein zum Eismeer ziehendes Tief derzeit Regen,
Schneeregen und Schnee bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Klart es
dort nachts auf, gibt es schon mäßigen Frost, so zum Beispiel im
norwegischen Karasjok mit -6 Grad am Donnerstagmorgen. Auch eine
dünne Schneedecke gibt es hier und da schon, im finnischen Kittilä
lagen am heutigen Freitagmorgen 2 cm Nassschnee. Dieses
Schmuddelwetter ist aber in Lappland durchaus üblich für die Schwelle
vom September zum Oktober. Im Laufe des letzteren wintert es dann
allmählich ein und erst im Mai schmilzt die Schneedecke wieder weg.
Wer dagegen Sommer bevorzugt ist derzeit in Süditalien und
Griechenland bestens aufgehoben. Dort können Sie in den küstennahen
Gebieten heute früh bei Temperaturen von 23 bis 26 Grad gemütlich auf
der Terrasse frühstücken. Tagsüber ist meist strahlender Sonnenschein
zu erwarten und die Temperatur erreicht zwischen Sardinien und der
Ägäis oft noch um die 30 Grad. Die Meere laden mit Wassertemperaturen
zwischen 23 und 26 noch überall zum Baden ein. Allerdings ist in den
nächsten Tagen von Westen her mit einer Abkühlung und
Gewitterschauern zu rechnen.
Diese hat den Westen Südeuropas, nämlich die Iberische Halbinsel,
bereits voll erfasst. So befindet sich derzeit ein Tief über dem
Süden Spaniens, das heute im Laufe des Tages aufs westliche
Mittelmeer ziehen soll. Und dieses bringt jede Menge Regen, der in
den Trockengebieten Spaniens allerdings sehr willkommen sein dürfte,
wenn man von den Spätsommerurlaubern an der Costa del Sol (und
anderen Küstenregionen) mal absieht. In den vergangenen 24 Stunden
(Donnerstag 8 Uhr bis Freitag 8 Uhr) brachte es zum Beispiel Córdoba
auf 57 mm Regen, Jerez de la Frontera sogar auf 83 mm. Das an der
Küste gelegene Málaga vermeldet immerhin 33 mm. Heute wird sich der
Regenschwerpunkt weiter nach Osten verlagern und unter anderem die
trockenste Region Europas erreichen: die im Hinterland von Almería
gelegene Wüste von Tabernas, die viele von uns zumindest aus Kino und
Fernsehen kennen, weil sie als Filmkulisse (z.B. für Western) sehr
beliebt ist. Dort gibt es im Mittel um die 3000 Sonnenscheinstunden,
aber nur etwa 200 mm Regen im Jahr. Ein Drittel der letztgenannten
Regenmenge könnte stellenweise im Südosten Spaniens in den nächsten
24 Stunden durchaus vom Himmel kommen.
© Deutscher Wetterdienst
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