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08. Januar 2025 | Dipl.-Met. Julia Tuschy

Grenzwetterlage mit kräftigen Schneefällen erwartet

Grenzwetterlage mit kräftigen Schneefällen erwartet

Datum 08.01.2025

Mit Tief CHARLY baut sich am morgigen Donnerstag quer über Deutschland eine Luftmassengrenze auf. Kräftige Nassschneefälle sind die Folge. Erhebliche Behinderungen im Berufsverkehr und Schneebruch an Vegetation stehen im Fokus. Dazu mehr im heutigen Thema des Tages.

Tief BERND (international: FLORIANE), das am heutigen Mittwochmittag noch über Südschweden liegt, hat in den vergangenen Tagen den Grundstein für eine Grenzwetterlage am morgigen Donnerstag geschaffen. Rückseitig von BERND ist polare Meeresluft in den Norden Deutschlands gelangt, welche sich am Donnerstag mit signifikantem Wetter auswirken wird. Der Mitspieler steht bereits auf dem Nordostatlantik in Form von Tief CHARLY bereit und wartet auf seinen Einsatz (siehe Abbildung 1).


Bodenwetterkarte vom 08.01.2025 um 06 UTC mit Markierung von Tief BERND und Tief CHARLY. (Quelle DWD)
Bodenwetterkarte vom 08.01.2025 um 06 UTC mit Markierung von Tief BERND und Tief CHARLY. (Quelle DWD)


Die Warmfront von CHARLY hat in der Nacht zum Mittwoch bereits den Süden Deutschlands erreicht. Mit der Warmfront gelangt zunehmend subtropische Luft in den Süden des Landes. So sind Mittwochvormittag in Baden-Württemberg, Bayern, im Saarland und in Rheinland-Pfalz Regen-, Schneeregen- und Schneefälle aufgezogen (siehe Abbildung 2). In Teilen Frankens schneit es bis in die Niederungen, wobei die Straßenbelagstemperaturen meist positiv sind und der Schnee nur in Hochlagen liegen bleibt. Südlich der Donau und Richtung Rhein regnet es bereits und von Süden her steigt die Schneefallgrenze in der Subtropikluft bis über die Kammlagen der dortigen Mittelgebirge an. Im Südschwarzwald, in Teilen des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz laufen gar Dauerregenwarnungen.


Niederschlagsradar am Mittwochmittag, 08.01.2025, 11:30 Uhr MEZ. rosa: Schnee, gelb: Schneeregen, grün: Regen (Quelle DWD)
Niederschlagsradar am Mittwochmittag, 08.01.2025, 11:30 Uhr MEZ. rosa: Schnee, gelb: Schneeregen, grün: Regen (Quelle DWD)


Das Niederschlagsgebiet entlang der Warmfront verlagert sich Mittwochnachmittag langsam nordwärts und erreicht am Abend mit der nördlichen Grenze den Süden Nordrhein-Westfalens, Mittelhessen und das Werratal in Thüringen. Konzentrieren wir uns auf den Schneefall: Nördlich der Warmfront liegt die polare Luftmasse, sodass es am Nordrand der Warmfront schneit. Bei zeitweise mäßigem Schneefall kann es vorübergehend sogar im Rhein-Main-Gebiet und entlang des Mittelrheins Schneematsch geben. Dort wird die flüssige Niederschlagsphase aber wohl überwiegen. In höheren Lagen und weiter nördlich reicht es jedoch für eine dünne Neuschneedecke bis 5 Zentimeter. Achtung Glättegefahr!
Im Verlauf der Nacht verlagern sich die Schneefälle über die nördliche Mitte hinweg nach Osten und schwächen sich immer mehr ab. Das erste kleinere Schneefallereignis ist damit abgeschlossen. Nun kommt Tief CHARLY ins Spiel und es wird erst richtig spannend. Donnerstagfrüh liegt die Luftmassengrenze, die Luft aus den polaren Breiten im Norden von Subtropikluft im Süden trennt, quer über der Mitte Deutschlands (siehe Abbildung 3).


Temperatur im Niveau von 850 hPa (etwa 1500 m) vom 09.01.2025, 06 UTC, deutsches Regionalmodell. (Quelle DWD)
Temperatur im Niveau von 850 hPa (etwa 1500 m) vom 09.01.2025, 06 UTC, deutsches Regionalmodell. (Quelle DWD)


CHARLY wird Donnerstagfrüh über BENELUX zu finden sein, mittags über der nördlichen Mitte und abends etwa über der Uckermark. Mit der Annäherung von CHARLY setzt Hebung ein und teils kräftige Niederschläge ziehen auf. Diese fallen auf der Nordseite der Luftmassengrenze als Schnee, nach Süden zu als Regen. Im Übergangsbereich könnte man gefrierenden Regen erwarten, die Vorgeschichte ist aber zu mild und nur ganz vereinzelt in lokalen "Kältelöchern" des Mittelgebirgsraums kann es zu Glatteis kommen. Der Fokus liegt eindeutig auf dem erwarteten Schneefall. Dass es bis in tiefe Lagen schneien wird, ist recht sicher, wie viel davon liegen bleiben wird, ist aber maßgeblich von der Niederschlagsintensität abhängig. Voraussichtlich werden die Straßenbeläge zunächst leicht im positiven Temperaturbereich liegen. Bei geringen Schneefallraten kann der Schnee zunächst direkt tauen, mit einsetzendem mäßigem Schneefall sinken die Temperaturen dann aber und eine Schneedecke kann sich aufbauen.

Als Schneefallregion kristallisiert sich nach aktuellem Stand ein breiter Streifen vom Rheinland über den Raum Hannover und die Altmark in Sachsen-Anhalt bis nach Nordbrandenburg heraus. Zum Berufsverkehr in den Früh- und Vormittagsstunden wären das Rheinland über Ostwestfalen bis zum Raum Hannover betroffen. Innerhalb von 3 bis 6 Stunden sind durchaus 5 bis 10 Zentimeter Nassschnee zu erwarten. Erhebliche Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr, auch Schneebruch an der Vegetation sind dann Thema! Noch höhere Mengen um 15 Zentimeter können sich vor allem im Bergland akkumulieren. In den Mittags- und Nachmittagsstunden schwächen sich die Schneefälle im Westen bereits wieder ab, dann ist mit den höchsten Intensitäten in Sachsen-Anhalt und Nordbrandenburg zu rechnen. Auch dort können in wenigen Stunden um 5 Zentimeter zusammenkommen.


6-stündige Schneemenge, Donnerstag 09.01.2025, 06-12 UTC. türkis: 1-5 cm, hellorange: 5-7 cm, deutsches Lokalmodell (Quelle DWD)
6-stündige Schneemenge, Donnerstag 09.01.2025, 06-12 UTC. türkis: 1-5 cm, hellorange: 5-7 cm, deutsches Lokalmodell (Quelle DWD)


In der Südhälfte ist bei Höchstwerten zwischen 6 und 14 Grad von Schnee keine Spur. Dafür lebt dort der Wind verbreitet in Böen stürmisch auf und an der Kaltfront von Tief CHARLY kann es am Nachmittag und Abend in Teilen Baden-Württembergs bei einer nochmaligen kurzzeitigen Windverstärkung blitzen und donnern.

Rückseitig von CHARLY gelangt dann in der Nacht zum Freitag polare Meeresluft auch in den Süden. Da es zuvor noch geregnet hat, kann es auf den Straßen dann durch gefrierende Nässe gefährlich glatt werden. Der frische bis starke Wind sorgt zwar noch für eine Abtrocknung, aber dennoch ist verbreitet mit markanter Glätte zu rechnen.

Nach Abzug von Tief CHARLY, das Freitag bereits das Baltikum erreicht hat, beruhigt sich das Wetter wieder. Im Norden und Nordosten ist noch mit Schneeschauern zu rechnen, nach Süden zu bleibt es meist trocken und auch an den Alpen lassen die Schneefälle allmählich nach.



© Deutscher Wetterdienst