15. April 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold
Tornadoausbruch in den USA
Die Tornadosaison in den USA ist wieder im vollen Gange. Nach den
kräftigen Unwettern Anfang März und Anfang April, kam es gestern
Nachmittag und in der vergangen Nacht wieder zu schweren Gewittern.
Dieses Mal war Kansas am stärksten betroffen.
Ursache war ein kräftiges Tief, das über die Mitte der Vereinigten
Staaten zog. Die Gewitter entstanden durch das Zusammenspiel von 3
verschiedenen Luftmassen. Auf der Tiefvorderseite wurde feuchte und
warme Luft aus dem Golf von Mexiko nach Norden geführt. Dort herrscht
derzeit eine starke positive Wassertemperaturanomalie. Die
Wassertemperatur hat in den letzten 3 Monaten jeweils die
Monatsrekordtemperaturen gebrochen, sodass die Golfluft derzeit
besonders warm ist. Gleichzeitig gelangte auf der Tiefrückseite kalte
Polarluft aus Kanada nach Süden. Zusammen mit heißer und trockener
Wüstenluft aus den Südweststaaten traf diese auf die warme Golfluft.
An der Luftmassengrenze bildeten sich verbreitet starke Gewitter, an
denen die Tornados auftraten.
Doch warum sind die Great Plains in den USA für Tornados besonders
begünstigt? Und warum gibt es derartige Ausbrüche nicht in
Mitteleuropa?
Ein Grund dafür sind die stärker ausgeprägten Luftmassengegensätze in
den USA. Tornados benötigen für ihre Entstehung Gewitter. Diese
treten bevorzugt in der Nähe von Luftmassengrenzen auf. Dabei gilt,
je stärker die Gegensätze von Temperatur und Feuchte, desto besser
sind die Bedingungen. In den USA fehlen, anders als in Mitteleuropa
die blockierenden Alpen, die die Luft auf ihrer Nord-Süd-Bewegung
aufhalten. Somit kann kalte Polarluft nahezu ungestört weit nach
Süden und auch warme Golfluft weit nach Norden vordringen. Dies führt
zu stärkeren Gegensätzen. An diesen Luftmassengrenzen nimmt der Wind
mit der Höhe zu und ändert seine Richtung (Windscherung). Durch diese
Windrichtungs- und Geschwindigkeitsänderung mit der Höhe werden die
Gewitterzellen in Rotation versetzt. Sie werden dann Superzellen
genannt. Diese rotierenden Superzellen bilden die Grundlage für die
meisten Tornados. Die Windgeschwindigkeit in diesen Tornados kann
dann mehr als 400 km/h erreichen.
Ein weiterer Grund warum gerade die Great Plains bevorzugt von
Tornados heimgesucht werden ist, dass dort öfters 3 unterschiedliche
Luftmassen zusammentreffen. Häufig trifft noch trockenheiße
Wüstenluft aus den Südweststaaten auf die feuchtwarme Golfluft, bevor
diese von der kalten Polarluft erreicht wird. Dadurch steht den
Gewittern noch mehr Energie zur Verfügung.
Doch nicht nur Tornados stellen eine große Gefahr dar. Meist kommt es
in Verbindung mit diesen Gewittern auch zu Orkanböen, Überflutungen
und großem Hagel mit mehreren Zentimetern Korndurchmesser. Um die
Bevölkerung rechtzeitig vor den Gefahren zu warnen, gibt es in den
USA eine Behörde, die sich ausschließlich mit der Vorhersage solcher
starken Gewitter beschäftigt. Sie wird Storm Prediction Center (SPC)
genannt und arbeitet eng mit lokalen Wetterbüros und ehrenamtlichen
Gewitterjägern zusammen. Wer die Lage in den USA weiterhin verfolgen
will, dem sei die Seite des SPC empfohlen: http://www.spc.noaa.gov
© Deutscher Wetterdienst
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