01. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Tief "Xandra" sorgt wieder für viel Regen im Mittelmeerraum!
Das hochreichende und großräumige Tiefdrucksystem "Xandra" über dem westlichen Mittelmeer öffnet wieder die Schleusen des Himmels und lässt Teile der Mittelmeerküste, von Spanien über Frankreich hinweg bis nach Italien, im Wasser versinken.
Verantwortlich für die kräftige Entwicklung des Tiefs sind drei
wesentliche Komponenten. In einer Höhe von etwa 5500 Metern verfügte
"Xandra" bei Temperaturen von unter -20 Grad über relativ kalte
Luftmassen. Am Boden dagegen "heizte" das mit 17 bis 20 Grad noch
immer recht warme Mittelmeerwasser die bodennahen Schichten auf.
Entsprechend stellte sich eine Temperaturdifferenz zwischen dem Boden
und der Höhe von teils über 40 Grad (Kelvin) ein. Da warme Luft
leichter als kalte Luft ist, steigt die warme Luft auf, während die
kalte Luft absinkt. Resultierend kommt es zu starken vertikalen
Umwälzungen: Je größer der Temperaturunterschied, desto stärker der
vertikale Luftaustausch! Beim Aufsteigen kühlt sich die über dem
Mittelmeer mit viel Feuchte angereicherte warme Luft jedoch
allmählich ab. Da kältere Luft aber weniger Feuchte aufnehmen kann,
steigt die relative Luftfeuchtigkeit bei diesem Vorgang stetig an.
Erreicht die Luft eine Feuchte von 100%, so beginnt der Wasserdampf
in der Luft zu kondensieren. Es entstehen kleine Wolkentröpfchen.
Gleichzeitig setzt der Kondensationsprozess Energie frei, die
wiederum die vertikalen Umwälzungen weiter verstärkt. Der Auftrieb
der Wolkentropfen wird also größer, sodass die entstehenden Wolken
bis in große Höhen erstrecken. Die Wassertröpfchen entwickeln sich
dabei prächtig. Durch verschiedene physikalische Prozesse steigern
sie ihre Größe und somit auch ihr Gewicht. Erst wenn ihre
Gewichtskraft größer als die Auftriebskraft ist, fallen sie aus der
Wolke heraus. Die Folge sind kräftige, teils gewittrige Regengüsse,
die in kurzer Zeit enorme Wassermengen bringen können.
#meteo66. Voies sur berge inondées à Perpignan pic.twitter.com/KUkTVMrk1J
— FranceBleuRoussillon (@bleuroussillon) 30. November 2014
Beispielhaft dafür reicht ein Blick auf den Mittelmeerraum, wo
derzeit "Xandra" wütet. Am Samstag und in der Nacht auf Sonntag
drückte sie die Gewitterwolken von Osten gegen die Küsten Spaniens
und Südwestfrankreichs sowie die Pyrenäen. Unterstützt durch
Reibungs- und Staueffekte fielen dort innerhalb von 24 Stunden
zwischen 20 und 120 Liter pro Quadratmeter. Im südfranzösischen Raum
Perpignan wurden im gleichen Zeitraum sogar bis 170 Liter Regen
gemessen. Die Fluten und Erdrutsche sorgten für Verwüstungen und
chaotische Verhältnisse. Am Sonntag und in der Nacht auf Montag haben
sich die Niederschläge weiter nach Osten ausgeweitet und somit zum
wiederholten Male in diesem Jahr auch Italien und Südostfrankreich
ins Visier genommen. Dort wurden bis Montagmorgen innerhalb von 24
Stunden vielerorts zwischen 10 und 40, lokal auch bis 50 Liter pro
Quadratmeter gemessen. Aber auch zwischen Valencia und Perpignan
fielen nochmals 15 bis 45 Liter Regen pro Quadratmeter. Selbst auf
den häufig sonnenverwöhnten Balearen schüttete es aus Kübeln. Dabei
waren Regenmengen bis zu 35 Liter pro Quadratmeter keine Ausnahme. Am
heutigen Montag und am morgigen Dienstag verlagern sich die
Regenmassen von "Xandra" nach Korsika und Sardinien sowie an die
Westküste Italiens. Danach erwischt es dann auch noch
Bosnien/Herzegowina und Montenegro.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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