26. August 2014 | Dipl.-Met. Helge Tuschy
Der Indische Monsun 2014
Mit Ausklingen des Monats August ist der Zenit des Indischen Monsuns überschritten und es lohnt sich einmal zu schauen, wie ausgeprägt dieser in diesem Jahr bisher ausgefallen ist. Bevor wir jedoch einen Blick auf die aktuellen Verhältnisse werfen, soll kurz der Begriff "Monsun" und seine Entstehungsweise erklärt werden.
Das Wort "Monsun" wurde vom arabischen Wort "mausim" abgeleitet,
welches "Jahreszeit" bedeutet. Da in Indien zum Beispiel die
Jahreszeiten mit unterschiedlichen Windregimen einhergehen, wird das
Wort "Monsun" auch mit der Änderung der Windrichtung gleichgesetzt.
Unter dem Ereignis "Monsun" sollte man sich kein ununterbrochenes
Regenereignis vorstellen, denn mit der Drehung des Windes wird in
Schüben wiederholt feuchte Luft transportiert. Solche Phasen mit
reichlich Niederschlag werden im Englischen als "burst" bezeichnet,
welche im Deutschen als " Ausbruch" übersetzt werden können. Sie
wechseln sich mit trockeneren Phasen ab.
Wenden wir nun aber den Blick zum weltweit ausgeprägtesten
Monsunereignis, dem "Indischen Monsun". Die treibende Kraft ist wie
so oft die Sonne, die zu Beginn der Sommermonate für eine rasche und
intensive Erwärmung der Kontinente sorgt. In Indien spielt zudem noch
die Orografie eine Rolle, denn durch das Himalaya Gebirge werden
späte Kaltluftausbrüche aus Nord meist unterbunden. Die Hochflächen
Tibets und der Golf von Bengalen sorgen für eine beständige und
durchgreifende Erwärmung, wobei diese vor allem in einer Höhe von 5
bis 16 km sehr ausgeprägt ist (Bildung eines mächtigen
Hochdruckgebietes in der mittleren und oberen Troposphäre).
Durch die Aufheizung des Kontinents entsteht in tieferen Schichten
der Troposphäre ein ausgeprägtes Monsuntief. Dieses Tief ist Teil der
Innertropischen Konvergenzzone (eine Tiefdruckrinne in Äquatornähe,
wo die Passatwinde aufeinandertreffen), die sich entsprechend des
Sonnenstandes weit nach Norden in Richtung Himalaya vorangearbeitet
hat. Dank des Luftdruckgefälles zwischen dem thermischen Hitzetief
über Indien und den Subtropenhochs überschreitet der Südostpassat der
Südhalbkugel den Äquator und erfasst durch die ablenkende
"Corioliskraft" als Südwestwind Indien. Dabei breitet sich der Monsun
von Ende Mai bis Anfang Juli nordwärts über ganz Indien aus.
Dank der sehr warmen Temperaturen des Arabischen Meers und des
Indischen Ozeans (aktuelle Oberflächenwassertemperaturen von 27 bis
30 Grad Celsius) transportieren diese Winde sehr feuchte Luft nach
Indien, die über Land und besonders entlang des Himalaya Gebirges
sukzessive gehoben wird. Ein schönes Beispiel für die Intensität
dieser Regenfälle ist die Station Cherrapunjee im Staate Meghalaya,
welche allein im Juli im Durchschnitt 2730 l/qm Niederschlag erhält.
In diesem Juli fiel mit rund 1800 l/qm etwas weniger Niederschlag.
Auch die täglichen Regenmengen lassen sich während der Monsunzeit
sehen. So fielen am 24. und 25. August binnen 24 Stunden jeweils 289
und 293 l/qm.
Mit Nachlassen der Sonnenintensität ab August schwächen sich auch die
Monsunwinde dank eines auffächernden Druckgradienten zwischen dem
Monsuntief und dem Subtropenhoch allmählich ab und der Sommermonsun
beginnt sich zurückzuziehen. Dies macht sich durch variable Winde
bemerkbar, die immer mehr auf Nordost drehen und die trockene Zeit
des Winters einleiten.
An Indian woman plants rice saplings at a paddy field after monsoon rains on the outskirts of Puri, Orissa, India pic.twitter.com/4uB77jeRng
— Ainur Arenova (@AinurArenova) 22. August 2014
Stellt sich nun die Frage, wie denn der Indische Monsun bisher
verlaufen ist, stellt er doch auch einen großen Einfluss in der
Weltwirtschaft dar. Indien ist weltweit einer der größten Erzeuger
für Produkte wie Reis, Baumwolle oder Sojabohnen und somit angewiesen
auf die sommerlichen Niederschläge. Eine Verzögerung oder gar ein
Ausbleiben des Monsuns kann beträchtliche Auswirkungen auf den
landwirtschaftlichen Sektor Indiens haben. Und in der Tat bestand in
diesem Jahr bis vor Kurzem noch die Sorge, dass der Monsun zu schwach
ausfallen würde. Für die ersten beiden Monsunmonate Juni und Juli
des Jahres 2014 betrug das Niederschlagsdefizit für ganz Indien 30,
teils sogar 40 %. Dies galt besonders für den Nordwesten Indiens, wo
erste Subventionen für betroffene Bauern durchgesetzt wurden (z.B.
billigerer Diesel). Seit Ende Juli jedoch wurde der Monsun aktiver
und aktuell liegt das Defizit "nur noch" bei rund 19 % (oder anders
ausgedrückt, anstatt der 663 l/qm akkumulierten Niederschlag sind
bisher 540 l/qm gefallen). Aber: im Nordwesten Indiens beträgt die
negative Abweichung weiterhin mehr als 28 %. In dieser Saison fällt
besonders die Inhomogenität der Niederschläge auf. Vorzugsweise im
Südwesten und Nordosten Indiens fielen bisher die meisten
Niederschläge, während es weiter im Landesinneren und vor allem in
Richtung Nordwesten zu trocken war.
Houses in a residential area are partially submerged by monsoon floods in Bihar, #India, on Aug. 17, 2014 pic.twitter.com/iZb65wZcGo
— Green Flash (@XeerSaeed) 25. August 2014
Auch die weiteren Aussichten bis Anfang September deuten vor allem im
Südwesten und im Nordosten des Landes auf leicht
überdurchschnittliche Monsunniederschläge hin, während es in der
Mitte und im Nordwesten Indiens zu trocken bleibt. Gemittelt würde
dies zwar weiterhin normale Niederschlagsmengen für ganz Indien
bedeuten, jedoch wird sowohl die Flutgefahr im Osten und Nordosten
aber auch eine zunehmende Trockenheit im Nordwesten durch diese
Mittelung "herausgeglättet".
Es bleibt nun abzuwarten, was der September noch an Niederschlägen
bringen wird, aber bis jetzt scheint dieser Monsun weder ein extrem
nasser noch ein extrem trockener zu werden.
© Deutscher Wetterdienst
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