17. August 2014 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Das Wetter bei unseren Nachbarn
Nun gibt es zwei Sorten Nachbarn. Der eine wohnt dauernd neben uns im Haus oder temporär im Hotel oder sitzt neben uns im Strandkorb. Über dessen Wetter weiß jeder selbst Bescheid. Wir interessieren uns heute für den Nachbarn, der sich, während wir zu Hause blieben, dem "Deutschen Sommer" entzogen hat. Unser Sommer sei nach Heinrich Heine schließlich nur ein "grün angestrichener Winter". Und da hat Herr Heine recht.
Der Sommer 2014 ist durchaus normal, wenn man die aktuellen Werte
rein mathematisch und ohne Berücksichtigung der meteorologischen
Vorhersagen auf den bald endenden meteorologischen Sommer
hochrechnet:
Deutschlandweit 112% Regen, 108% Sonnenscheindauer und um 1,3 Grad zu
warm sind keine Daten, die einen Meteorologen hinter dem Ofen
hervorlocken.
Selbst wenn man die Erwärmung seit Ende der 80er Jahre
berücksichtigt, die in die Temperaturmittelwerte der letzten
Klimareferenzperiode (1961-1990) noch nicht eingegangen sind, sind
die Temperaturen überdurchschnittlich.
Dass die Werte im Einzelfall deutlich vom Mittel abweichen, es
insbesondere im Süden zu wenig Sonne und mancherorts viel zu viel
Regen gab, versteht sich von selbst; schließlich handelt es sich bei
den Daten um deutschlandweite Mittelwerte.
Kommen wir also nun zum Wetter unserer Urlauber:
Selbst rund ums Mittelmeer ist man nicht so ganz glücklich, denn die
Schlechtwettergebiete, die uns beglückten, haben sich bis ins
Mittelmeer ausgewirkt. Die entsprechenden Berichte konnte man
ausgiebig in der Boulevardpresse zur Kenntnis nehmen. Derzeit
gewittert es in Algerien, Tunesien und an der Adriaküste.
Auch in Osteuropa blitzt es nachmittags verbreitet und im Norden und
Westen Europas ist das Wetter ähnlich wie bei uns.
Grund für das Wetter in ganz Europa und Teilen des Mittelmeers ist
tiefer Druck in der Höhe, der sich vom Nordpol bis nach Nordafrika
erstreckt. Zunächst nimmt der Einfluss des Tiefs im Mittelmeerraum
ab, aber insbesondere am nördlichen Mittelmeer bleibt es unbeständig,
wenn auch bei sommerlichen Temperaturen.
Auf den Kanaren ist es zwar meist trocken, aber selbst dort scheint
die Sonne nicht ganztägig vom blauen Himmel. Daran wird sich auch in
der nächsten Woche wenig ändern.
Der Nachbar, der sich über den großen Teich begeben hat, findet in
den USA überwiegend sonniges Wetter vor, wenn auch insbesondere an
den Rockies und in Florida immer wieder Gewitter auftreten. In Kanada
und im äußersten Norden der USA sieht es nicht ganz so gut aus. Dort
gab es letzte Woche an einzelnen Tagen Regenmengen bis zu 90 mm.
Wer meinte in Japan unserem Sommer zu entgehen, sah sich getäuscht.
Da war es letzte Woche schwül und nass mit wenig Sonne und daran wird
sich kommende Woche wenig ändern.
Schön war es allerdings in der Westhälfte Australiens, in dem der
Winter langsam seinem Ende zugeht. Bei Höchstwerten zwischen 20 und
30 Grad schien bei trockenem Wetter meist die Sonne. In der Osthälfte
gab es auch mal Regen und im Südosten lagen die Temperaturen nur um
die 15 Grad.
Auch in Südafrika, wo auch der Winter langsam seinem Ende zugeht,
schien bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad meistens die Sonne.
Wir sehen also, dass wir schon etwas geschickt planen mussten, um dem
"Deutschen Sommer" zu entgehen. Der Südwinter wäre eine gute Wahl
gewesen.*
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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