20. April 2014 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Grund zum Wetterneid?
Noch am Ostersamstag waren Busse und Bahnen in Richtung deutscher Flughäfen voller Reisekoffer. Lohnt sich der Aufwand oder wären die Kofferzieher besser zu Hause geblieben?
Betrachten wir das mal aus meteorologischer Sicht:
Bei der derzeitigen Wetterlage treibt ein Skandinavienhoch zusammen
mit einem Mittelmeertief warme Luft aus dem Osten nach Deutschland.
So war es gestern in Brandenburg und Berlin 20 bis 23 Grad warm.
Berlin Kaniswall, im Südosten der Stadt gelegen, brach mit 22,5 Grad
für einen 19. April zwar seinen alten Rekord von 21,7 Grad. Aber dort
wird erst seit 1996 gemessen und die Jahre mit Sommertemperaturen am
19. April liegen schon weiter zurück. Der Rekord hat also wenig
Aussagekraft.
In den anderen Gebieten Deutschlands erreichten die Temperaturen 15
bis 20 Grad, wenn man vom kühlen Ober- und Hochrhein absieht.
Ein Blick auf die Mittelmeergestade zeigte gestern wegen des oben
erwähnten Mittelmeertiefs von Barcelona über Italien und Griechenland
bis Syrien Höchstwerte zwischen 16 und 23 Grad und auch entlang der
Küsten Ägyptens und Marokkos sind keine höheren Werte als in
Deutschland zu finden. Und das Tief spendiert den Urlaubern dort
statt Wärme viele Wolken, Schauer und Gewitter.
Wer allerdings etwas geschickter plante, z.B. last Minute mit
Kenntnis der Wettervorhersage, der kann am Mittelmeer vereinzelt
Hitze erleben. Direkt am Strand gestern nur in Tunesien, wo der Wind
auch tagsüber vom Land kam und damit Werte über 30 Grad erreicht
wurden. Dort, wo der tagsüber übliche Seewind auftritt, kann sich die
Luft an den Küsten nur auf Werte um 25 Grad erwärmen, denn das Wasser
ist derzeit nur 15 bis 19 Grad warm.
Im Landesinneren ist es in Israel, Ägypten und der Sahara heiß.
Wie geht es weiter?
In Deutschland bleiben die Temperaturen teilweise deutlich über den
15 Grad, die Mitte April bei uns zu erwarten sind. Am Niederrhein ist
zum Ende der Woche sogar ein Sommertag mit Werten von 25 Grad
möglich.
Ursache für unsere Wärme ist weiterhin das Mittelmeertief. Die
Kehrseite ist natürlich, dass es bei uns leicht unbeständig wird.
Auch von Spanien bis zur Türkei bleibt es weiterhin wechselhaft mit
Temperaturen wie in Deutschland, teilweise sogar niedriger. Nur im
Osten des Mittelmeers und auf dessen afrikanischen Seite gibt es
wirklich Badewetter, aber auch dort sorgen Tiefs für einige
Unterbrechungen des gewünschten Dauersonnenscheins, teilweise mit
kräftigen Gewittern.
Aus meteorologischer Sicht ist der Osterurlaub auf der europäischen
Seite des Mittelmeers kein Grund zum Neid. Wer sich aber die anderen
Gegenden rund um das Mittelmeer zum Urlaub auserkoren hat, der hat es
besser getroffen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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